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Kräuter-Info: Gundermann

Gundermann oder Gundelrebe, Erdefeu, Huder , Soldatenpetersilie, wie der Gundermann auch genannt wird, ist ein sehr verbreitetes Würzkraut und doch kennen ihn viele nicht. Am liebsten wächst er auf nährstoffreichen, feuchten und lehmigen Böden, vor allem auf Wiesen, an Waldrändern und in Gärten. Er ist eine mehrjährige Kräuterpflanze und macht sich sehr gut als Bodendecker, der schon früh im Jahr blüht und daher sehr beliebt ist bei Bienen und Hummeln.

Achtung: Der Kriechende Günsel kann leicht mit Gundermann verwechselt werden, die Blätter sind jedoch glattrandig und spitz zulaufend. Die Blüten stehen walzenförmig am Ende des Stängels. Die Gundermann-Blüten befinden sich direkt in der Blattachsel am Stängel. Die Verwechselung ist jedoch ungefährlich, auch der Günsel ist nicht giftig und kann kulinarisch verwendet werden.

Bei Gärtnern, die einen „aufgeräumten“ Garten lieben, ist er wegen seiner Verbreitungsfreude nicht gerade beliebt. Seine vierkantigen Stängel kriechen auf dem Boden entlang und bilden zahlreiche, bis zu einem Meter lange Ausläufer. Da er aber nur flach wurzelt, kann man ihn relativ leicht im Zaum halten. Er erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 30 cm.

Glechoma hederacea ist sein botanischer Name. Er gehört zur Familie der Lippenblütler,wie viele bekannte Kräuter wie z.B. der Rosmarin oder der Thymian. Die Blätter sind herz- bis nierenförmig mit gebogtem Rand und erinnern an ein kleines Deckchen. Sie sind meistens saftig grün mit einem leichten Glanz. Sie können aber auch rötlich überlaufen sein.

Die meist violetten/blauen Blüten wachsen direkt aus der Blattachsel heraus und haben eine auffällige Zeichnung. Zur Fruchtreife entwickeln sich aus den Blüten kleine Nussfrüchte, die als Klausen bezeichnet werden.

Schon die alten Germanen verwendeten Gundermann als Arzneipflanze. Auch Hildegard von Bingen und Pfarrer Kneipp erwähnen in ihren Werken seine heilkräftige Wirkung.

Das Wort Gund stammt aus dem Althochdeutschen und ist ein alter Begriff für Eiter. Das könnte ein Hinweis sein auf seine frühere Verwendung. Er war auch beliebt bei Büchsenmachern und Bleigießern, weil er in der Lage ist, Giftstoffe aus dem Körper zu leiten.

Er enthält Bitterstoffe (Glechomin), Gerbstoffe, Vit. C, Mineralstoffe, besonders Kalium und in geringen Mengen Tropanalkaloide (v.a. Hederacin). In der Naturheilkunde wird der Gundermann vor allem zur Linderung von Erkältungsbeschwerden wie Bronchitis und grippalen Infekten eingesetzt. Die gebräuchlichste Darreichungsform ist der Tee als heißer Aufguss. Dazu nimmt man einen Teelöffel frisches oder getrocknetes Kraut für 125 ml heißes Wasser. 10 Min. ziehen lassen und dann abseihen.

Kann auch gut mit anderen Kräutern, z.B. Schafgarbe, gemischt werden.

Bei Ekzemen oder Furunkeln empfiehlt sich die Anwendung als Teilbad oder Umschlag. Ca. eine handvoll -frisches- Kraut (nur Gundermann) pro 1 l Wasser.

Zu beachten ist, dass Gundermann für Menschen gut verträglich ist, wegen seines kräftigen Geschmacks sollte man mit der Dosierung jedoch anfangs eher vorsichtig sein.

Für einige Tiere, vor allem für Pferde, ist der Gundermann giftig.

In der Küche ist der Gundermann fast so universell einsetzbar wie Petersilie. Der Geschmack ist evtl. etwas gewöhnungsbedürftig, aber er gibt Gerichten wie Pfannen- und Ofengemüse, Kräuterquark/Kräuterbutter oder Frühjahrssalaten oft erst den richtigen Pfiff. Gut auch zusammen mit Knoblauch, Knoblauchsrauke oder Löwenzahn. Er passt auch sehr gut zu Frischkäse-Zubereitungen und darf in der Gründonnerstags-Suppe auf keinen Fall fehlen.

Er harmoniert sogar mit Süßspeisen wie Eiscreme, als Schokoblättchen oder als Gundermann-Giersch-Limonade.

In früheren Zeiten wurde das getrocknete Kraut als Schnupftabak genutzt.

Bei der Käseherstellung wurde der Gundermann als Ersatz für das tierische Kälberlab verwendet.

Vor der Kultivierung des Hopfens nahm man den Gundermann zur Konservierung und als Geschmacksgeber von Bier.

Heute gibt es immer häufiger sogenanntes Craft-Beer. Darunter viele, die mit Kräutern hergestellt werden. U.a. auch mit Gundermann statt mit Hopfen. Es darf dann aber nicht „Bier“ genannt werden, weil eben kein Hopfen darin enthalten ist.

Rezept für eine Gundermann-Gewürzmischung.

Je eine handvoll Gundermann (Kraut und Blüten), Giersch und Wilder Majoran kleinschneiden und mit ca. 50 g Ur-Salz vermischen. In ein verschließbares Glas füllen und 3 Tage im Kühlschrank durchziehen lassen.

Diese Gewürzpaste kann man in einen Gefrierbeutel geben, flach drücken und einfrieren. Dann bei Bedarf einfach ein Stückchen abbrechen.

Für ein Trockengewürz die Paste auf ein Backblech streichen und bei max. 40 Grad so lange im Backofen trocknen, bis die Masse knistert. Dabei die Backofentür einen Spalt geöffnet lassen, damit die Feuchtigkeit entweichen kann.

Dann wird alles mit dem Mörser fein zerrieben und in ein verschließbares Gefäß gefüllt und an einem dunklen Ort (Schrank) aufbewahrt.

Man kann auch noch weitere Kräuter hinzufügen, z.B. Knoblauchsrauke und Löwenzahnblüten.