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Radwende-Demo: Mit Pop-up-Rad­wegen für eine klima­freundliche Stadt

Am Samstag, dem 6. Juni 2020, um 14 Uhr lädt das Radwende-Bündnis von 15 verkehrs- und umweltpolitischen Organisationen zur ersten Rad-Demo des Jahres ein. Auf dem Südring soll wieder ein so genannter Pop-up-Radweg entstehen, mit dem eine sichere Fahrspur für Radfahrende gewonnen wird. Die Initiative will damit auf ein Jahr Klimanotstand und die ungenutzten Chancen zur notwendigen Verkehrswende hinweisen.

Update: Pressemittlung, Redebeitrag und Fotostrecke zur Rad-Demo der Radwende Bochum.

Ein Jahr Klimanotstand in Bochum – und in Sachen Emissions- und Verkehrswende ist nichts passiert? Das zu ändern, war ein zentrales Ziel des Radwende-Bündnisses, das sich vor etwas mehr als einem Jahr in einer ersten Vollversammlung darauf geeinigt hatte. Seitdem haben Radwende-Mitglieder mehrere Mängeltouren und Raddemonstrationen organisiert, unzählige Gespräche mit Politik und Verwaltung geführt, fast ein Dutzend formale Anträge zu Planungs- und Statusänderungen der Radwege- und Straßengestaltung und -planung gestellt und einen Zehn-Punkte-Forderungskatalog präsentiert, mit dem die Stadtpolitik zu einer Entscheidung für eine klima­freundliche Mobilitätsgestaltung aufgerufen wurde. Zuletzt hat die Radwende einen bereits stark genutzten Mängelmelder mit Kartendarstellung eingerichtet.

Doch obwohl der am 6.6.2019 vom Radt der Stadt Bochum ausgerufene Klimanotstand alle städtischen Entscheidungen unter den Klimavorbehalt stellt, erhält der Rad-, Fuß- und Busverkehr bei der Straßenbauplanung und -umbauten nicht die Bedeutung, die er für einen ressourcenschonenden Umbau der Autostadt Bochum zu einer klimafreundlichen und verkehrssicheren Stadt bräuchte. Dabei dominiert der Bereich Verkehr mit 37 Prozent Anteil die Emissionsbilanz der Stadt (Energie- und Klimaschutzkonzept Bochum 2030, 2015). Er ist der einzige, der seit Jahrzehnten keine Minderung aufweist – und dessen Anteil sogar noch steigt.

Trotz dieser Bilanz verweigert die Stadt eine entschlossene Verkehrswende. Radwege werden teilweise nur für wenige hundert Meter geplant. Für viele große Straßen gibt es bisher nicht mal eine Planung für einen Radweg. Dies gilt auch für den Innenstadtring, obwohl beispielsweise der Südring die einzige logische Verbindung zwischen Hauptbahnhof, Bermuda-Dreieck und Musikforum ist.

Die Chance zur Attraktivitätserhöhung der Radmobilität durch Pop-Up-Radwege ließ die Stadt bisher ungenutzt, während andere Großstädte gute Erfahrungen damit machen. Ein Pop-up-Radweg ist ein kurzfristig eingerichteter Radweg, der einfach mit gelben Linien und Baustellenbaken auf einer Autofahrbahn oder einem Parkstreifen markiert wird. Aus Berlin berichten die zuständigen Verkehrsplaner, dass die Planung und Umsetzung temporärer Radwege schnell und günstig ist, sie die weitergehende Planung vereinfachen und die Erfahrungen Fehlplanungen verhindern. Planung und Einrichtung von Pop-Up-Radwegen kostet bis zu 50 mal weniger als die herkömmlicher Radwege, so der Leiter des Straßenamts Felix Weisbrich, die Ressourceneinsparung ist enorm.

Wenn sichere Pop-Up-Radwege mehr Menschen aufs Rad locken, können sich so erfahrene Routinen etablieren, der Verkehr kann sich dauerhaft verlagern. „Das wäre ein Image- und Klimabilanzgewinn, der einer Stadt, in der das WIR noch zählt, gut stehen würde“, sagt Radwende-Mitgliedi Christoph Bast. Kostenloses Parken und ein grünes Feigenblatt wie eine Radwäsche beim Innenstadteinkauf gehörten dagegen zurück in die Mottenkiste, viel eher müsste der klimaschädliche Zugang zur Stadt verteuert werden.

Die Radwende-Mitglieder sehen deswegen viele Chancen in den Pop-Up-Rad­wegen: Sie könnten zügig und kostengünstig auf allen Radialen und dem Ring mit zwei Fahrspuren in eine Richtung entstehen, denn diese sind die gefährlichsten Straßen für Radfahrer*innen. „Viele Menschen würden gern mit dem Rad in und durch die Stadt fahren, auch im Berufs- und Einkaufsalltag, viele Kinder gern mit dem Rad statt mit dem Auto oder Bus zur Schule – wenn es sicher wäre“, sagt Bast. „Wir brauchen für mehr Radmobilität und Klimaschutz in Bochum keine zeit-, ressourcen- und kostenintensiven Straßenumbauten. Und der Klimanotstand gebietet schnelles, effizientes Handeln. In einer Stadt, in der das WIR noch zählt, müssen auch die schwächsten Verkehrsteilnehmer endlich etwas davon spüren.“

Um erneut zu zeigen, wie einfach und effektiv Pop-up-Radwege einzurichten sind und wie sicher der Radverkehr in der Innenstadt damit werden kann, legen die Radwende-Aktiven am Samstag wie im vergangenen November eine Radspur über den Südring vom Hauptbahnhof bis zur Viktoriastraße. Beginn ist um 14 Uhr.

Info zum Ablauf in Corona-Zeiten: Am Startpunkt der Kundgebung (Kurt-Schumacher-Platz) sind Markierungen für 50 Teilnehmer*innen, damit ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten wird. Ordner*innen unterstützen die Teilnehmer*innen beim auch beim Zugang zur Pilot-Strecke, damit sie ausreichend Abstand halten. Am Ende der Strecke werden die Teilnehmer*innen darauf hingewiesen, weiter oder zurück zu fahren und sich nicht am Ziel zu versammeln. Die Aktion soll eine Stunde dauern.